Geschenke

„Mit deinen Fähigkeiten ein Geschenk machen“, so heißt es in unserer Vision. Ist das nicht zynisch? Geschenke gibt’s zum Geburtstag und zu Weihnachten. Aber Arbeit? Mit meiner Arbeit muss ich meine Brötchen verdienen. Darauf will ich mich verlassen können. Ich will etwas in der Hand haben (mein Einkommen), damit ich auch etwas zurück bekomme („Brötchen“).

Wir leisten etwas, wenn wir zur Arbeit schreiten und Güter oder Dienstleistungen produzieren. Unser Einkommen ist folglich die Be-lohn-ung, die wir für unsere Leistung verdienen. Was uns dabei selten bewusst ist: Ein großer Beitrag zu „unserer“ Leistung ist erfolgt, lange bevor wir selbst das Licht der Welt erblickt haben. Unsere Generation erbt Wissen und Technologie von allen vor uns lebenden Generationen. Wir müssen das sprichwörtliche Rad nicht neu erfinden. Wir bekommen es geschenkt. Tag für Tag nutzen wir diesen sagenhaften Schatz an technischen und kulturellen Errungenschaften, selbst für die einfachsten Arbeiten: Um eine Karotte zu schneiden, brauchen wir ein Messer – und in der Karotte selbst stecken Jahrhunderte an züchterischer Arbeit. Ich könnte keinen einzigen dieser Sätze hier schreiben – und du könntest sie nicht lesen – hätten unsere Vorfahren nicht Sprache und Schrift entwickelt. Wir leisten viel – aber mal ehrlich: Wie produktiv wären wir ohne all diese Vorleistungen?

Ein bedingungsloses Grundeinkommen wäre die ehrliche Anerkennung dieser Tatsache: Das, was wir heute produzieren, ist nicht alleine unsere Leistung, sondern wäre unmöglich ohne das Geschenk an Wissen und Technologie früherer Generationen. Das Grundeinkommen repräsentiert dieses Geschenk, das wir als gesamte heute lebende Generation bekommen. Niemand von uns hat etwas dafür geleistet. Es ist die Grundlage, die uns ermöglicht, zu arbeiten.

Indem wir als Gesellschaft anerkennen, wie reich wir beschenkt werden, eröffnet sich auch eine neue Perspektive auf unsere eigene Arbeit. Mit der Auszahlung dieses Geschenks (als bedingungsloses Grundeinkommen) werden wir nicht mehr verleitet, Arbeit primär als das zu sehen, womit wir unsere Brötchen verdienen. Der Blick wird frei auf das eigentliche Potential unserer Arbeit. Sie ist ein Geschenk, das wir der Gesellschaft mit unseren Fähigkeiten machen.

Geschenke gibt’s zum Geburtstag und zu Weihnachten. Zwei Feste zu denen wir das Geboren werden feiern. Zufall? Oder eine Erinnerung daran, wie viel dir im Leben geschenkt wird. Dass das Leben selbst dir geschenkt wird.

Ein Gedanke zu „Geschenke

  1. toll, toll, toll – Zusatzfeuchtigkeit in den Augen – Wahrheiten, die im Innersten Hoffnungen berühren (und alte Ängste verblasen), und im Äußeren an all die Probleme rühren, die uns im Weg zum gesellschaftlichen Glück im Weg herum stehen.
    So kann etwas in Bewegung kommen … very impressed

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